"Mülli war gleich eine abgeklärte Socke."

"Mülli war gleich eine abgeklärte Socke."

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09.11.2017

"Mülli war gleich eine abgeklärte Socke."

Kai Wissmann und Jonas Müller gehören zu den Jüngsten im Profikader der Eisbären Berlin, dennoch sind beide fast schon erfahrene DEL-Profis und machen von sich Reden. Lockere Sprüche, vor allem übereinander, haben beide immer parat, die sie auch in unserem Doppelinterview nicht ausließen. Gemeinsam gehen sie nach dem Training im Wellblechpalast öfter Mittagessen, z.B. beim Italiener Tia Maria in Friedrichshain, wo wir sie getroffen haben. Im Folgenden lest ihr selbst, wie es sonst um das Thema „Essen“ steht und was sie auch gemeinsam schon erlebt haben.  

Wie habt ihr dieses Restaurant hier entdeckt? 

Kai Wissmann (Kai): Ich weiß gar nicht mehr genau. Ich glaube, ich habe das einmal zufällig gesehen und meinte zu den Jungs: „Lasst das mal ausprobieren.“ Es ist gut und seitdem kommen wir öfter mal hierher. 

Wo geht ihr sonst Mittagessen, wie sieht euer Alltag aus? 

Jonas Müller (Jonas): Wir gehen ab und zu mal zu Suppe & Stulle. Wir waren auch öfter mal in der Nähe von der Friedrichstraße, mal einen Kaffee trinken. Dort gibt es leckeren Milchreis und leckere Waffeln. 

Kai: Es ist ein gutes Kaffee, das gefällt mir auch. Zimt & Zucker heißt das. Es ist direkt an der Spree oder eben, wie Mülli schon gesagt hat, Suppe & Stulle. Das ist bei uns die „Kiezkantine“ (lacht). 

Was kocht ihr selbst und esst ihr auch mal zusammen? 

Kai: Eher weniger. 
Jonas: Früher haben wir das schon ab und zu mal gemacht. Wenn man selbst kocht, gibt es oft Hähnchen mit Reis. 

Ein typisches Sportleressen… 

Jonas: Richtig, man muss sich ja gesund ernähren. 

Kai: Ja, dazu gibt es noch Kräuterquark. 

Jake Jensen, der neue Fitnesscoach, ist seit diesem Sommer da. Gibt er euch bei der Ernährung etwas vor? 

Kai: Er hat uns Empfehlungen gemacht. An seinem ersten Tag hat er uns gleich erzählt, dass es gut ist, fünf kleine Mahlzeiten am Tag zu haben, quasi immer nur eine Hand voll Fleisch. Aber das umzusetzen, ist schon schwierig, auch durch unseren Ablaufplan. 

Dürft ihr dann auch z.B. mal einen Döner essen? 
Jonas: Klar, das schon. Natürlich nicht jeden Tag, aber das dürfen wir schon. 

Trotz eures jungen Alters habt ihr schon einige Saisons hinter euch… 
Kai: Ja, das ist jetzt meine 4. Saison und bei Mülli ist es die 5. Die ersten zwei Jahre habe ich jetzt nur ein paar Spiele gemacht und jetzt ist es die zweite Saison, die ich komplett absolviere. 

Könnt ihr euch an euer erstes DEL-Spiel erinnern? 

Kai: Ja, ich schon. Da saß ich das ganze Spiel auf der Bank. Das war gegen Düsseldorf. (beide lachen)  

Jonas: Geil! 

Kai: Ich weiß, dass ich zu Beginn drei, vier Spiele als Stürmer gespielt habe, weil viele verletzt waren. Da war Jeff Tomlinson noch unser Trainer. Als die Verletzten zurückkamen, bin ich trotzdem beim Team geblieben und war dann siebter Verteidiger. Ich war 17 Jahre und habe noch mit Gitter gespielt. Das war natürlich schon etwas Besonderes. Ich war auch ein bisschen nervös, aber wie gesagt, ich habe mir das Spiel erstmal angeschaut (lacht). 

Jonas: Ich kann mich gar nicht mehr an mein erstes Spiel erinnern. Ich weiß nicht mehr, wann genau das war und wer der Gegner war. Ich weiß nur, dass mein erstes Spiel mit den Profis bei der European Trophy war.   

Bleibt denn sonst etwas für einen jungen Spieler in Erinnerung, wenn man z.B. das erste Mal in diese Arena einläuft oder wenn man in die Kabine geht? 

Kai: Mülli war gleich eine abgeklärte Socke. (lacht) 

Jonas: Bei mir ist es eigentlich nur der Moment, wenn man im Tunnel steht, kurz bevor man aufs Eis geht. Da hatte ich Gänsehaut und bekomme das jetzt auch noch ab und zu, wenn die Fans extrem laut sind und sie alle das Eisbären-Lied singen. 

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Könnt ihr euch an euer erstes Tor noch erinnern? 
Jonas: Meins war, glaube ich, in Köln. (03.12.2014 Anm. d. Red.) Wenn ich mich recht erinnere, habe ich damals den Pass von Antti Miettinen bekommen und geschossen. Der Puck ging dann links oben über die Stockhand rein. 

Kai: Mein Tor war letztes Jahr in Ingolstadt. (14.10.2016 Anm. d. Red.) 

Behaltet ihr die Pucks und was habt ihr mit ihnen gemacht? 

Jonas: Die haben wir Usti gegeben. 

Kai: Nach meinem Tor letztes Jahr hat Usti gemeint, ich solle ihm den geben und dann hat er mir eine Tafel wiedergegeben, auf der der Puck draufklebt und die Daten zu dem Tor draufstehen. Mülli und Ziggi wollten dann auch eine Tafel haben und dann haben sie ihre Pucks nochmal nachträglich abgegeben. Ich habe meine auch nochmal abgegeben, damit Usti das Muster hat. 

Jonas: Wir haben es aber noch nicht bekommen. Das dauert immer ein bisschen bei Usti. (lacht) 

Kai, in dieser Saison hast du öfter mal mit Frank Hördler und mal mit Jens Baxmann gespielt. Gibt es Unterschiede? 

Kai: Grundsätzlich finde ich es gut, mit beiden zu spielen. Beide sind erfahrene Verteidiger, die schon ewig bei den Eisbären spielen und es ist natürlich immer hilfreich, wenn sie mit einem reden. Es macht Spaß mit ihnen zu spielen. Ich würde sagen, Frank ist ein Tick offensiver, wobei Baxi dieses Jahr auch schon drei Tore geschossen hat und durchaus auch offensiv ist. Jens ist auch sehr gut defensiv und ein guter Halt hinten, da weiß man auch immer, man kann sich auf ihn verlassen. 

Jonas, du spielst hauptsächlich mit Micki. Hilft er deinem Spiel weiter? Könnt und wollt ihr euch etwas abschauen? 

Jonas: Ja und abschauen kann man sich auf jeden Fall etwas. Klar, Micki ist einer, der schießt aus jeder Position. Das könnte ich wahrscheinlich auch öfter machen, ich suche aber zurzeit eher nochmal den Pass. 

Kai: Das Gleiche gilt auch für mich. Bei Frank ist mir im letzten Spiel zum Beispiel aufgefallen. Wenn er den Puck an der blauen Linie bekommen hat, sucht er direkt den Weg zum Tor. Nicht unbedingt als direkten Torschuss, sondern einfach um für Gefahr zu sorgen. Wenn viel Verkehr vor dem Tor ist, liegt der Puck dann da und dann gibt es z.B. den Nachschuss. Vielleicht sollte ich auch öfter versuchen, den Puck am ersten Stürmer vorbeizubringen. Bei Baxi ist mir auch aufgefallen, dass er auch oft schießt. Das Tor z.B. in München war ja auch so. Er stand ja ganz außen an der Bande und hat halt auch einfach Richtung Tor geschossen. Es war auch ein guter, harter Schuss, der aber eigentlich aus dieser Entfernung nicht reingehen würde, wenn der Torhüter ihn sehen würde. Dadurch, dass dann Spieler im Weg standen und reingefahren sind, ist das auf jeden Fall eine Variante, die ich auch öfter machen muss. 

Ein Verteidiger versucht in erster Linie, Tore zu verhindern. Denkt ihr dennoch sehr offensiv, wollt ihr persönlich offensiver agieren? 

Kai: Ich denke, dass gerade auch vom Trainer gewollt wird, dass wir junge Spieler Tore verhindern sollen, auch da wir einige Offensivverteidiger haben. Wenn im Spiel die Chance besteht, noch mitzugehen und ich sehe aber, dass hinter mir noch zwei Gegner sind, dann versucht man das im Überblick zu behalten und eine mögliche Konterchance zu verhindern. 

Jonas: Ich persönlich denke schon offensiv. Ich versuche mich schon immer vorne miteinzuschalten, wenn es die Möglichkeit gibt. Aber natürlich muss und schaut man immer nach hinten. 

Jedem Spieler passieren auch Fehler. Trotz eurer vielen Spielen, seid ihr noch ziemlich jung. Wie geht ihr mit Fehlern um? 

Jonas: Wenn ich selbst einen Fehler mache, regt mich das schon ziemlich auf und ich mache mir wahrscheinlich auch noch einen Kopf drüber, was ich vielleicht nicht machen sollte, sondern einfach weiterspielen sollte.  

Wie würdet ihr beiden als Verteidigungsreihe funktionieren? 
Kai: Wir haben ja in der DNL zusammengespielt, das hat ganz gut geklappt. 

Jonas: Ja, auch wenn wir jetzt mal zusammen auf dem Eis sind, klappt es auch ziemlich gut. Auch wenn wir jetzt länger nicht mehr miteinander gespielt haben, wussten wir trotzdem gleich, was der andere macht. 

Seit wann kennt ihr euch? 

Kai: Seitdem ich nach Berlin gekommen bin mit 15 Jahren. Also quasi seit fünf Jahren. Mülli war ja schon immer in Berlin - als Berliner. (Jonas lacht) Und ich bin dann zur DNL hierhergekommen und seitdem spielen wir zusammen in der Mannschaft. 

Jonas: Da warst du noch Stürmer. 

Kai: Ja, ganz am Anfang. 

Wie kam es dann, dass du Verteidiger geworden bist? 

Kai: Als ich noch in Schwenningen war, habe ich im Verein als Stürmer gespielt und in der Baden-Württemberg-Auswahl habe ich als Verteidiger gespielt. Dann haben wir in der DNL gegen Mannheim gespielt und sie waren damals mit Abstand die beste Mannschaft. Da hat es für mich als Verteidiger gut geklappt und das war, glaube ich, eine Idee von unserem jetzigen Co-Trainer, Steffen Ziesche.  

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Kai, es wird immer wieder festgestellt und erwähnt, dass du deine Leistung gesteigert hast. Wie kannst du das erklären? Hast du z.B. im Sommer dieses Jahres etwas anders gemacht? 

Jonas: Er hat den Bizeps aufgepumpt (lacht). 

Kai: Nein (lacht). Also ich habe eigentlich genau das Gleiche gemacht, wie in den Sommern davor auch. Das Trainingsprogramm war ein bisschen anders, aber ich habe auch einfach das Gefühl, dass das durch meine körperliche Entwicklung, die mit dem Alter gekommen ist, entstand. Früher ist es mir schwerer gefallen, Gewicht zuzulegen. Ich habe immer dann zu Saisonbeginn 2-3 Kilo abgenommen, weil man dann halt mit dem ganzen Krafttraining, was ja im Sommer ein anderes Ausmaß hat, aufgehört hat. Das ist jetzt nach diesem Sommer nicht passiert. 

Ihr seid jetzt auch schon viel rumgekommen. Ihr wart z.B. auch in den Camps in LA und in Finnland. Was für bleibende Eindrücke haben die Camps hinterlassen? 

Kai: Ja, wir haben schon viele Eishallen gesehen. 

Jonas: In Finnland war es einfach ein anderes Training. Wir haben in dieser Woche nur die Beine trainiert. 

Kai: Man kann sagen, dass wir danach nicht mehr laufen konnten. 

Jonas: Ja, so ein Training habe ich persönlich zuvor noch nie gemacht. Da wurde viel mit dem eigenen Körpergewicht gearbeitet. 

Kai: In LA war der erste Blick in die Kabine schon beeindruckend und cool, alleine schon, weil die Kabine gigantisch groß ist. 

Gibt es noch etwas Erwähnenswertes, wo ihr wart? 

Kai: Wir waren zusammen bei der U20-WM in Kanada. Die war in Montréal und Toronto. Dann war ich sogar einmal mit der Baden-Württemberg-Auswahl in Québec, Kanada. Das war, glaube ich, mit 12 Jahren und das war das weltgrößte Turnier in diesem Alter. Das war auch ganz cool für mich damals. 

Jonas, du warst öfter bei der Nationalmannschaft. Wie erlebst du die paar Wochen, wenn du dort bist und inwieweit hilft dir das? 

Jonas: Es ist nochmal ein anderes Niveau, dort zu spielen. Wenn man z.B. gegen Kanada spielt. Auch wenn nicht die Besten dabei sind, haben sie extrem gute Spieler und es ist dann alles nochmal ein Stück schneller. Wenn man auf diesem Niveau klarkommt, dann fällt es einem schon leichter in unserer Liga zu spielen. 

Was habt ihr denn für Vorbilder? 
Kai: Jonas Müller. 

Jonas: Ich habe eigentlich gar kein Vorbild. Klar, man mag bestimmte Spieler, aber da ist dann nicht unbedingt ein Vorbild dabei, sodass man sagt: „Ich möchte unbedingt spielen wie er.“  

Wen findet ihr denn gut? 

Kai: Drew Doughty von den LA Kings. Er ist gerade offensiv ganz stark. Ich finde, dass die offensiven Verteidiger auch eher auffallen als die guten defensiven Verteidiger. Es gibt aber auch sehr viele gute Verteidiger, die auch wichtig für jedes Team sind, aber trotzdem würde ich da auch noch Erik Karlsson nennen. 

Jonas: Ja, das sind so die beiden Spieler, die man gut findet. Ich glaube, die findet jeder Verteidiger mit am besten. 

Ihr als Verteidiger: Wenn ihr es vermeiden wollen würdet, welcher Stürmer sollte nicht auf euch zukommen? 

Jonas: Connor McDavid. 

Kai: Ja, er ist ja schon einmal auf uns zugekommen bei der U20-WM. 

Jonas: Stimmt. 

Kai: Wenn man sich das anschaut, wie er sich seitdem entwickelt hat, ist das keine schlechte Entwicklung. 

Zockt ihr NHL an der Playstation? 

Jonas: Nein, das Spiel ist zu unlogisch. 

Kai: Mülli ist zu schlecht, deswegen mag er es nicht so. 

Jonas: Das kann auch sein, ja. 

Kai: Ich spiele eigentlich nur NHL und FIFA. 

Jonas: Ich spiele hauptsächlich FIFA. Wir spielen aber nicht untereinander, sondern eher online gegen andere. 

Kai: Ich spiele gerne gegen die Jungs, aber die sind dann immer enttäuscht, wenn sie verlieren. Nein, es ist ausgeglichen. Wir haben im Sommer einmal zu fünft ein Turnier gemacht und da war das dann ausgeglichen. Es kann bei uns jeder gewinnen. 

Ihr habt ja beide Schulabschlüsse gemacht. Habt ihr euch mal Gedanken über ein Studium oder Ähnliches gemacht? 
Kai: Ich habe mich jetzt erstmal dazu entschieden, mich voll und ganz auf den Sport zu konzentrieren. Parallel da etwas zu machen, ist dann doch anstrengend, auch durch den Spielplan in dieser Saison. Ich will meine ganze Energie dem Eishockey widmen. 

Jonas: Ich hatte schon mal Gedanken, etwas zu machen, aber dann überlegt man erst nochmal genau, was man machen möchte. Die Zeit hätte man vielleicht schon, mal im Hotel oder während der Busfahrt zu lernen. Aber ich glaube, man nimmt da nicht wirklich etwas auf, weil man sich dann doch ausruhen möchte. 

Jonas, im letzten Jahr bist du zwischenzeitlich ausgefallen aufgrund einer Thrombose. Wie geht es dir jetzt, gibt es irgendwelche Nachwirkungen? 

Jonas: Ich hatte dann noch ein zweites Mal Thrombose, aber es war nicht so schlimm und musste mir einen Monat lang Thrombosespritzen geben. Ich trage beim Training, bei den Spielen und vor allem bei den Reisen Thrombosestrümpfe. Aber jetzt ist alles wieder gut.  

Wie zufrieden seid ihr denn jetzt mit der aktuellen Saison? 

Kai: Wir sind zurzeit oben mit dabei. Das ist natürlich gut. Im Vergleich zur Vorsaison ist das deutlich entspannter. Ich würde sagen, dass man auch mehr Spaß hat, z.B. beim Training. Jonas: Man hat nicht den Druck, dass man gewinnen muss. Klar, man will trotzdem gewinnen, aber wenn man in der Tabelle unten steht, hat man den Gedanken, dass man gewinnen muss. Wenn es dann nicht läuft, zieht man sich so ein bisschen runter. In der Kabine ist dann auch dementsprechend die Stimmung nicht so gut. Zurzeit läuft es gut und ist auch dementsprechend entspannter. 

Das Interview von Seren B. Rebscher ist zuerst im Eisbären Live Magazin Nr. 1/2017-18 erschienen.

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